Museum Reusskraftwerk

Elektrizitätswerk Bruggmühle AG

Stromversorgung für die Bremgarten-Dietikon-Bahn

Bremgarten war seit September 1876 vom Bahnhof West her mit dem Südbahnnetz in Wohlen verbunden. Nachdem die Südbahnlinie im Bünztal erstellt worden war kämpfte Bremgarten für eine Bahnverbindung nach Zürich. Die Linie Bremgarten West-Wohlen vermochte die Bedürfnisse nicht zu decken. Dank der Initiative des Bremgarter Stadtrats und von Heinrich Meyer-Ganzoni, dem späteren 1. VR-Präsidenten der BDB erteilte die Aargauer Regierung eine Konzession für eine Bahn von Wohlen bis zur Kantonsgrenze im Reppischtal und die Zürcher Regierung erteilte diese bis nach Dietikon.

Die Bahnlinie über den Mutschellen wurde als Schmalspurbahn praktisch durchwegs auf der Strasse mit 1 Meter Spurweite erstellt. Ab 1912 folgte dann die Verbindung der BDB nach Wohlen über die neue Eisenbahnbrücke und die bestehende Normalspurstrecke.

Bild: Eröffnungsfeier BDB 1902


 

Die Bruggmühle und die Bremgarten-Dietikon-Bahn BDB

Der Betrieb der 1902 erstellten BDB basierte auf der Stromlieferung der Bruggmühle AG. Das Elektrizitätswerk zur Bruggmühle AG engagierte sich für das Zustandekommen der neuen Bahn und erwarb 10 Aktien à Fr. 500.- der BDB. Ein Vertrag regelte die Lieferung von 70 bis 90 PS und die gegenseitigen Beziehungen, welche bis zur Übernahme der Bruggmühle durch das AEW dauerten. Schalttafel, Generatoren, Akkumulatoranlage und Leitungen erstellte die BDB. Der Energiepreis ab Turbinenwelle lag bei 4,5 Rp/kWh.

Bild : Kraftzentrale der BDB in der Bruggmühle – erbaut durch die Maschinefabrik Oerlikon. Im Hintergrund beidseitig der Riemenscheibe die beiden Generatoren und die Marmor-Schaltanlage. (Bild MFO)


 

Das Leitungsnetz der Bahn wurde durch eine Speiseleitung bedient, die von der Bruggmühle zur BDB aus zwei nackten Kabeln von je 100 mm2 Querschnitt bestand. Sie speiste die Kontaktleitung an fünf Speisepunkten, dem ersten beim Bahnhof Bremgarten, dem letzten beim Bahnhof Berikon-Widen. Die Rückleitung des Stromes erfolgte durch die Schienen. (Schienenstösse elektrisch verbunden). Die Betriebsspannung betrug 700 Volt.

Als Kraftzentrale installierte man in der Bruggmühle für die BDB zwei Gleichstrom-Generatoren, geliefert von der Maschinefabrik Oerlikon, mit der dazugehörenden Schaltanlage.

Bild : Grundriss der Anordnung der beiden Gleichstromgeneratoren mit Riemenantrieb zur Hauptwelle


 

Die Dynamos waren koaxial zu beiden Seiten einer grossen Riemenscheibe angeordnet und angetrieben über einen Riemen von der Hauptwelle. Bei Normalbetrieb lief nur einer der Generatoren und der zweite konnte bei Bedarf mittels einer Kupplung zugeschaltet werden.

Bild : Generatoren Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) 75 PS, 470 U/Min, 750 V Gleichstrom


Schon 1902 nutzte die Bahn einen grossen Energiepeicher aus Blei Akkumultoren in der Bruggmühle

Damit untertags auch bei geringer Wasserführung der Reuss ausreichend Energie für den Bahnbetrieb verfügbar war, erstellte die Bahn auf dem Inseli eine grosse Akkumulatoranlage, welche nachts erzeugten überschüssigen Strom speicherte. In einem Riegelbau hinter dem Maschinenhaus wurde diese „Pufferbatterie“ untergebracht (Bild Akkumulatoranlage). Sie bestand aus zwei Halbbatterien von je 200 Zellen und hatte eine Kapazität von 123 Ampèrestunden bei 123 Ampère Entladestromstärke. Die Kapazität erhöhte man bald auf 196 und ab 1923 auf 444 Ampèrestunden. Der Batteriespeicher wurde nach einer Leistungsentnahme gleichentags wieder aufgeladen, damit für die Bahn immer Reserveleistung zur Verfügung stand.

Bild: Akkumulatoranlage auf dem Inseli mit Bleiakkumulatoren als Energiespeicher (Bild MFO)


 Schon ab dem Jahr 1900 betrieb die Bruggmühle AG ein Dampfmobil mit Holz oder Kohle, um die Energielieferungen im Winter bei niedrigem Wasserstand der Reuss garantieren zu können.

Bild: Das mit Holz oder Kohle beheizte Dampfmobil mit einer Leistung von 50 kW. In Betrieb von 1900 bis 1917


 

Bild: Bruggmühle im Jahre 1902 mit dem Hochkamin des Dampfmobils (Foto MFO)


 

Die BDB war der grösste und wichtigste Kunde des Elektrizitätswerks zur Bruggmühle AG. Die Wasserkraftenergie der Bruggmühle erleichterte damals die Realisierung der elektrischen Bremgarten-Dietikon-Bahn. Die anfänglich garantierte Leistung erhöhte man 1911 werktags auf 100 PS und an Sonntagen auf 170 PS ab Turbinenwelle.
So schrieb die Schweizerische Bauzeitung 1902 zur Erstellung der Bahn über den Mutschellen:

„Die Vorbedingungen für den Bau der neuen Bahnverbindung waren auch insofern günstig, als in Bremgarten die Wasserkraft der Reuss zur Gewinnung des elektrischen Stromes herangezogen werden konnte und als die schön angelegte Staatsstrasse über Rudolfstetten es ermöglichte, ohne nennenswerte Arbeiten für einen eigentlichen Bahnkörper den Schienenweg zu erstellen.“

Quellen:

- Planunterlagen Bruggmühle
- Stromliefervertrag BDB-Bruggmühle AG im Stadtarchiv
- Schweizerische Bauzeitung, Nov 1902
- Bilder MFO, Museumsverein
- Inäbnit, Aeschlimann: Bremgarten-Dietikon-Bahn
- Geschäftsberichte Elektrizitätswerk zur Bruggmühle AG