Chronologie der Geschichte der Bremgarter Bruggmühle

von Alfred Koch

Die Bruggmühle ist wohl eine der ältesten Flussmühlen der Schweiz und an der Reuss. Im frühen Mittelalter war die Mühle gleichzeitig Teil der Stadtbefestigung. Chronologisch sind die wichtigsten Daten der Bruggmühle und Hinweise auf deren Bedeutung für die Stadt aufgeführt:

1.  Bilder und Stiche von Bremgarten

Viele alte Darstellungen Bremgartens zeigen Mühlen und Wasserräder:

- Schodolerchronik Bruggmühle 1444  4 Bilder; 5 Wasserrädern stadtseitig, l westlich
- Stumpfs Chronik Fällbaum 1548 5 Wasserräder an der Unterstadtfront
- Alte Stiche (Merian) 1641 7 Wasserräder an der Unterstadtfront
- Plan von Baille (im Stadtmuseum)     1750

Wassernutzungen: Oeli, Fällbaum, Bleiche Au und Seidenfabrik Honegger Au

 2.  Erste Mühlen an der Reuss

Als früheste Mühlen entstanden Aebismühle und Wälismühle, sogenannte Bachmühlen mit Auslauf in die Reuss. Erst im 13. Jahrhundert wurden Flussmühlen errichtet. [24]

ca. 1240       Als erste Flussmühle baute das Kloster Hermetschwil die Luitolz Mühle in der Unterstadt. Bau der Brücke, der Längswehre und gleichzeitig der Bruggmühle durch die Stadt Bremgarten.  

3.  Bruggmühle

1281 Bruggmühle erstmals urkundlich erwähnt. „Brugg ze Bremgarten"- ein Habsburger Lehen. [11]
1287 Herzog Rudolf gewährt der Stadt Bremgarten Brückenzoll gegen die Unterhaltspflicht der Brücke. Die Brücke mit Holzdach ruhte auf hölzernen Pfahljochen.

 [1]

[20]

1309 Das erste hölzerne Streichwehr ohne Fällbaum wird erwähnt.[l4] Die Längs-Wuhre sind als Faschinendämme gebaut, an deren oberen Ende liegt der Fällbaum, der bei niedrigem Wasserstand geschlossen wird. [20]
1363 Heinrich Sager kauft die Bruggmühle, ein Habsburger Lehen, von der Stadt. [1]
1372 Die Stadt Bremgarten, Schultheiss und Rath verleihen dem Heinrich Sager die Säge bei der Brücke zwischen dem Bollwerk (Lantfeste) und den äusseren wuri.  [1]
1396 Hochwasser der Reuss am 29. März – See von der Reussgasse bis zum Kessel [21]
1415 Die Stadt erlässt eine Kriegsordnung. Die Bruggmühle ist Teil der Brückenbefestigung.  [1]
1427 Zwischen üsserer und innerer Mühli entsteht ein Streit um den Fällbaum.  [1]
1429 Die Delegierten der Eidg. Orte entscheiden im Streit um Fischenz und Fällbaum:
«Wegen unberechtigter Erhöhung des fellböms sei die Wasserstrasse nur noch mit Gefahr für Leib und Gut zu befahren. Die Bremgarter söllent den fellböm in der mäss halten, als das von altershar kommen ist.»
[1] 
1445 «Anno 1445 am 12. May haben die von Zürich bey Nacht die Müllinen vor Bremgarten auf der Rüss überfallen. Falt wenig und sie hetten die Stadt erobert».  [3]
1487 Luzern beschwert sich bei Bremgarten über die Veränderung am Fällbaum.  [1]
 

 
1545 - 1549 Bau der neuen Holzbrücke mit steinernen Pfeilern, die Brückenbefestigung wird ebenfalls angepasst  [14]
1626 Bau des heute noch bestehenden steinernen Streichwehrs, anstelle des Faschinenwehrs.  [14]
1669  Erste Walke (Wollwerk) wird am Wasserrad der Gerstenmühle betrieben.  [5]
bis 1835  Die Bruggmühle ist Eigentum der Stadt Bremgarten, und wird auch  als Walke, Lostampfe und Reibe benützt.  [5]
1835 Die Stadt verkauft die Bruggmühle an F. B. Guggenbühl zur Schaffung von Arbeitsplätzen.  [17]
1839  Kauf der Bruggmühle durch M. Schwarzenbach  [17]
1880  Als Ersatz der rechtsufrigen Wasserräder wird eine Jonvalturbine eingebaut  [21]
1892  Einbau von zwei Gleichstromgeneratoren in der Bruggmühle zur Elektrizitätserzeugung. Stromlieferung für erste Strassenlampen.  [14]
1895  Gründung der AG „Elektrizitätswerk zur Bruggmühle“, die das Kraftwerk übernimmt. Die Garnspinnerei im Obergeschoss geht an Caspar Hausherr. Einbau eines Dampfmobils mit 60 PS und Bau des Hochkamins zur Erhöhung der Versorgungssicherheit.  
1896  Die AG „Electricitätswerk zur Bruggmühle“ kauft die Säge von den Bürgern.  [6]
1896  Vertrag mit der Stadt über die Stromlieferung für 66 Strassenlaternen.  
1897  Ein Gleichstrom-Verteilnetz mit 2 x 130 V (Dreileiternetz) wird errichtet für die Einwohner der Stadt. [13] 
1902  Versorgung der Bremgarten-Dietikon Bahn. Durch die BDB werden zwei 65 kW Gleichstromgeneratoren mit 750 V und eine Accumulatorenbatterie eingebaut.  [23]
1907 Vertrag mit der Büromöbelfabrik über Kraftlieferung von 13 PS.  [16]
1912 Das Kraftwerk Bruggmühle produziert pro Jahr 860'000 kWh Energie  [7]
1914 Das EW zur Bruggmühle AG kauft zwei Obstdörrapparate, die während der Lebensmittelknappheit im Ersten Weltkrieg den Einwohnern zugänglich sind.  [19]
1920 Einbau der linksseitigen Francis-Turbine Vevey mit 180 PS, Umgestaltung des Gebäudes,  [16]
1921 Das Wasserrad der Säge wird durch die Sägeturbine ersetzt.  [16]
1924 Ersatz der rechten Turbine durch sie heutige Bell Francisturbine mit Regler  [16]
1927 Übernahme der Bruggmühle und des Netzes der Stadt Bremgarten durch das AEW (Preis Fr. 613'500.-)  [12]
1936 - 1938 Umbau der Bruggmühle und Einrichtung des AEW-Kreisbetriebs  
1997 - 1999 Stilllegung der Sägeturbine und der linken Zwillingsturbine, Bau eines Kraftwerks mit Rohrturbine durch die AEW Energie AG.  
2000 Der  Aargauische Regierungsrat stellt die Maschinen und Anlagen des Museums unter Denkmalschutz [25]
2000 - 2005 Der Museumsverein revidiert die maschinellen Anlagen und das AEW erstellte die Räumlichkeiten für das Museum.  

Quellen:
[1] Merz: Die Urkunden des Stadtarchivs Bremgarten
[2] Reichslehen STAZ F I 50
[3] Stumpfs Chronik Buch VI 1445
[4] Stich von Perignan, Paris, Bremgarter Neujahrsblätter 1985
[5] Dr. P. Hausherr: Aus der Geschichte des Bremgarter Reussüberganges Neujahrsblätter 1985
[6] Vertrag über die öffentliche Beleuchtung zwischen Einwohnergemeinde und dem Elektrizitätswerk Bruggmühle AG vom 8. Mai 1896
[7] Rückkauf des Elektrizitätswerkes Bruggmühle und der zugehörigen Säge. Bericht und Antrag des Stadtrates vom 16. 8. 1913, Stadtarchiv 19/5
[8] Erster Konzessions- und Energieliefervertrag zwischen der Einwohnergemeinde Bremgarten und dem AEW vom 23. Oktober 1928
[9] Prozessakten Stadtarchiv
[10] Brief Kraftwerk Bruggmühle an Stadtrat v. 10. Juli 1911, Stadtarchiv
[11] Bildtext zu Merian Stich von Bruno Weber
[12] Stadtrats-Protokolle 1927 S. 575
[13] Techn. Gutachten des Experten, Beilage zum Antrag an die Gemeindevers, für den Rückkauf 1913.
[14] Bremgarter Neujahrsblätter 1999
[15] Vertrag E W zur Bruggmühle BDB
[16] Geschäftsberichte Bruggmühle AG
[17] Kaufvertrag 13. Mai 1840 Akten Bruggmühle 19/4 Stadtarchiv
[18] Konzession; Auszug aus dem Protokoll des RR 15. Mai 1874 Stadtarchiv 14/5
[19] Stadtratsprotokolle
[20] Dr. W. Benz: Bremgarter Chronik
[21] Gutachten Kantonalbank Stadtarchiv 5/3
[22] Referenzliste Turbinen Firma Escher-Wyss Zürich
[23] Schweiz. Bauzeitung 8. Nov. 1902
[24] Dr. P. Hausherr: Frühgeschichte und Stadtwerdung Bremgartens
[25] Brief Aargauische Denkmalpflege an AEW Energie AG v. 27. Nov. 2000